Verlaufene Wege durch Sankt-Peterburg



Heute möchte ich den üblichen Begriff von "verlaufen" auf den Kopf stellen, denn dieses Wort wird im Deutschen oft sehr negativ konnotiert, was ich falsch finde. Diese wunderschöne "St. Vladimir's Cathedral" hätte ich wahrscheinlich nie zu Augen bekommen, wenn ich einfach stupide meinen Plan verfolgt hätte. Manchmal ist es einfach das Beste und Schönste sich in einer unbekannten und riesiegen Millionenstadt zu verlaufen, um wunderbare Dinge zu entdecken, welche man sonst niemals gesucht und gesehen hätte.
Mein ursprünglicher Plan an diesem Tage (nach dem Besuch der "Peter und Paul Festungsanlage") war es lediglich etwas zu essen und mich wieder meinem Blog zu widmen, jedoch hatte ich kein Verlangen danach mich direkt wieder in die nächste U-Bahn zu setzten, um dunkle Steinwände und enge Menschenmassen zu beobachten; ich wollte etwas von der Stadt sehen. Also entschied ich mich anstatt zu fahren die gleiche Strecke einfach zu laufen, was allerdings rückblickend ein sehr ambitioniertes Ziel war, da es sich um einen fünf Kilometer langen Weg über verzwickte Seitenstraßen handelte, welcher von meinem Handynavigator (Yandex-Maps) nicht sonderlich gut beschrieben worden war.
Als ich nach einer halben Stunde von wildem hin- und herlaufen immernoch nicht auf dem richtigen Weg war, beschloss ich einfach "frei nach Schnauze" zu laufen. Ich schaltet den Navi ab, ging los und nach ca zehn Minuten stand ich dann vor dieser wunderschönen Kathedrale. Wenige Meter entfernt entdeckte ich dann eine Metro und fuhr mit dieser dann weiter Richtung Stadtmitte, da ich eine Pause brauchte und wirklich Hunger hatte.


Die "Metro" in Sankt-Petersburg ist sehr tief gebaut, da die gesamte Stadt so nah am Wasser liegt, dass sie fast schwimmt. Die "Metro"-Rolltreppe im obrigen Bild gehört sogar noch zu einer der Stationen, die nicht sehr weit in den Boden gehen. Interessant ist auch, dass auf jeder Treppe eine rechts-stehen-links-gehen Einstellung herrscht, denn falls man mal schnell seine Bahn bekommen muss (obgleich die alle 3 Minuten fahren) will man sich nicht noch hunderte Meter lang auf einer Rolltreppe durch hunderte von Leuten quetschen.
Wie bereits erwähnt fährt jede der U-Bahn- bzw "Metro"-Linien, von denen es insgesamt fünf Stück in Sankt-Petersburg gibt, alle drei Miunten quer durch die Stadt, was die "Metro" zu einem sehr angenehmen und schnellen Transportmittel macht. Denn man muss auch beachten, dass Busse und Bahnen bzw. "Trams", die oberirdisch fahren, aufgrund des dichten Großstadt-Verkehrs sehr viel mehr Zeit für dieselbe Strecke benötigen.
Also bewegt man sich in Sankt-Petersburg mit öffentlichen Verkehrsmitteln, dann bewegt man sich zwangsläufig mit der "Metro".


Aber natürlich bin ich nicht der Einzige, der weiss, dass die "Metro" am schnellsten ist, deshalb sind die Bahnen auch ausserhalb der Hauptverkehrszeiten meist komplett überfüllt, wie man an obrigem Bild gut erkennen kann (entstanden ca.18 Uhr).
Im Vergleich zu Deutschland ist das Vorankommen mit öffentlichen Verkehrsmitteln übrigens auch sehr viel günstiger, denn man zahlt pro Fahrt 45 Rubel, was ungefähr 65 Cent entspricht, wobei dabei egal ist wo man einsteigt, wo man aussteigt und ob man umsteigt. Denn bezahlt wird immer nur einmal am Eingang vor dem langen Weg nach unten; beim Linienwechsel bleibt man tief unter der Erde.
Ist man jedoch im Besitz einer Guthabenkarte, welche man immer wieder aufladen kann, so spart man zehn Rubel pro Fahrt und, wenn man die "Metro" öfter benutzt, sogar noch ein bisschen mehr.
Aber nicht nur die Metro ist günstiger in Russland, auch das Essen ist es. Natürlich nicht so viel, aber dafür bekommt man hier sehr viel ausgefallenere und bessere Produkte für wenig Geld. An diesem Tag entschied ich mich aber für ein Studentenmittagessen: einen Döner von "Master Kebap", welcher nur zwei Euro gekostet hat und sehr lecker war, ein Redbull vom Gemischtwarenladen nebendran und eine Packung Kekse für den folgenden langen Weg.
Mein nächstes Ziel war nämlich das einzige (wirkliche) Longboardgeschäft in Sankt-Petersburg: "Nevsky Surf". Ich war auf der Suche nach einem kleineren Longboard, welches ich auf meinen Reisen mitnehmen könnte, habe mich bis jetzt aber immer noch nicht entscheiden können, da ich momentan ein sehr schmales Budget habe und dieses wahrscheinlich für andere Dinge brauchen werde.





Nach dem 40 minütigen "Spaziergang" durch die Stadt, welcher natürlich auch nicht ohne Komplikationen verlaufen ist, hatte ich endlich die Adresse erreicht, die mein Yandex-Maps als "Nevsky Surf" abgespeichert hatte ereicht und fand dort einen Laden, der ein "Zu Verkaufen"-Schild (natürlich auf russisch) trug. Vollkommen enttäuscht ging ich in den gegenüberliegenden "Burger King" (auch auf russisch), um mir, trotz der nur 14 Grad draussen, ein Softeis zu kaufen, welches hier übrigens etwas teurer ist als in der Heimat und nach diesem noch einen letzten Versuch zu wagen und die Adresse über die Webseite des Geschäftes ausfindig zu machen, was mir mehr oder minder gut gelang, denn dort war natürlich auch alles auf russisch. Durch den Hinweis der Homepage auf den Seiteneingang gelang es mir dann schlussendlich doch den Laden zu finden und zu betreten.
Der Laden war wirklich nicht einfach zu finden, denn es ist nur ein winzig kleiner Hauseingang zwischen zwei Gebäuden gewesen. In Deutschland wäre es mit einem kleinen seitlichen Kellereingang zu vergleichen.
Dort erfuhr ich, dass in Sankt-Petersburg hauptsächlich Cruise- und Dance-Boards verkauft werden, da es Berge nur weit ausserhalb der Stadt gibt und sich deshalb Downhill-Bretter nicht sonderlich gut verkaufen. Dafür war die Auswahl an Ersteren sehr groß und auch ich wurde nach meinen Wünschen fündig, doch wollte wie gesagt an diesem Tag noch kein neues Board erstehen.
Der zweite Grund, weshalb ich den Laden aufgesucht hatte, war mich über beliebte Skating und Dancing Spots in Sankt-Petersburg zu informieren, wobei mir der Verkäufer auch sehr gut weiterhelfen konnte. Er verwies mich auf den riesen großen, komplett ausphaltierten "Palace Square" (Schlossplatz) vor dem "Hermitage"-Gebäude, welchen ich auch zugleich aufsuchte.


Bei dem Gebäude auf dem Bild handelt es sich zwar nicht direkt um das "Hermitage", da ich zu diesem noch irgendwann einen eigenen Blog Beitrag schreiben möchte, aber um den gegenüber am gleichen "Palace Square" liegenden "Bogen des Generalstabes". Er hat mich mit den Pferden auf dem Dach (ich hoffe man erkennt es) ein wenig an das "Brandenburger Tor" erinnert, aber vermutlich ähneln sich alle Tore und Bögen irgendwann irgendwo.
Begibt man sich durch den Torbogen hindurch, findet man auch sehr schnell viele Long- und Skateboarder, die dort Tricks üben (Auf dem "Schlossplatz" selber komischerweise nicht). Ich war persönlich sehr überrascht, da ich nicht erwartet hatte auf einmal so viele Boarder zu treffen, aber habe es mir dennoch nicht nehmen lassen diesen ein paar Minuten beim Üben zuzusehen, nur um festzustellen, wie sehr ich das selber fahren und üben vermisse. Danach beschloss ich den Abend langsam ausklingen zu lassen und begab mich auf den Weg nach Hause.
Dies war der Abschluss eines sehr langen, aufregenden und laufintensiven Tages, wonach ich durchaus beruhigt und tief schlafen konnte.

Verlaufen hat durchaus auch seine schönen Seiten, ich freue mich irgendwie schon auf das nächste Mal... ;-)

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